So verging das Jahr, bis ab dem 6. Januar 1945 die Kampfhandlungen wieder an Intensität zunahmen. Am Morgen eröffneten russische Granatwerfer ihr Feuer auf die vorderen Linien der 72. ID, setzten zum Angriff gegen den mittleren Abschnitt der Division an und drangen bei Pecziny in die HKL ein. Der Einbruch konnte im Gegenstoß abgeriegelt und in den nächsten beiden Tagen im Angriff geworfen werden, Pecziny blieb aber für die nächsten Tage ein Brennpunkt für die Division.

„Wo heute der Deutsche steht, steht morgen der Russe, um wieder
im Gegenangriff geworfen zu werden.“

Während der folgenden Tage holte der Russe laufend weitere Verstärkungen heran und belegte mit zunehmender Heftigkeit die Fronträume und rückwärtigen Gebiete des XXXXII. AK mit Artilleriefeuer und beschoss die nähere Umgebung salvenweise mit Raketen von Stalinorgeln. Ein eigener Gegenangriff der Regimentsgruppe 105 und des Füsilier-Btl. 72 am 11. Januar 1945, der Pecziny und Zagrody zum Ziel hatte, blieb nach anfänglichen Erfolgen liegen. Das gegen Pecziny angetretene Füsilier-Btl. 72 blieb etwa 750 Meter nordöstlich des Ortsrandes im russischen Abwehrfeuer liegen und musste unter Verlusten bis in die Ausgangsstellung zurückgehen. In der Zwischenzeit war das in Wilczyce bereitgestellte I./GR 105 in der Lage in Tulkowitz einzudringen und den Ort im schwungvollen Angriff vom Feind zu bereinigen, 3 russische Panzer konnten ausgeschaltet werden. Noch während sich die deutschen Kräfte am Ortsrand festsetzen, ging heftiges Artilleriefeuer nieder und einer von zwei Gegenangriffen wurde vorgetragen, die jeweils im deutschen Abwehrfeuer liegen blieben.

Gegen Mittag konnte das gegen Dachazow angetretene II./GR 105 den Ort gegen geringen Widerstand einnehmen. Das Btl. ging schließlich durch den dichten Wald gegen Zagrody vor, wo gegen 12.30 Uhr eine russische Bereitstellung erkannt und durch zusammengefasstes Artilleriefeuer zerschlagen wurde. Im gemeinsamen Vorgehen versuchten beide Bataillone bis etwa 16.45 Uhr vergeblich in den hartnäckig verteidigten Ort einzudringen, der allerdings fest in russischer Hand blieb.

Die Wegnahme von Tulkowitz und Dachazow führten zu einer spürbaren Entlastung für das vor Pecziny liegengebliebene Füs.-Bataillon, das nach einem erweiterten Feuerüberfall der Artillerie den Angriff wieder aufnahm. Dennoch gelang es nur Teilen sich bis an den Nordrand des Ortes vorzuarbeiten, den Opatowka-Bach zu überschreiten und sich an der Hauptstraße festzukrallen. Nach mehrfach vorgetragenen Angriffen gelang es dem Russen schließlich aus der Flanke kommend in den Rücken der Kp. vorzudringen und diese abzuschneiden, wobei der Kp.-Führer gefallen war. Da der einge­schlossenen Kompanie keine Mög­lichkeit gegeben war, zum Bataillon durch­zubrechen, igelte sie sich schließlich ein. Den folgenden andauernden Feindangriffen hielten nur noch wenige Männer stand und sämtliche Offiziere fielen aus. Trotz großem Munitionsmangel konnte das massenhafte Anstürmen des Russen in scheinbar hoffnungsloser Lage und unter außerordentlich hohen blutigen beiderseitigen Verlusten abgewiesen werden. Erst am Abend gelang ein kühn geführter Ausbruchsversuch, der durch das Füs.Btl. wirksam unterstützt wurde. Unter Mitnahme aller Verwundeten und sämtlicher Waffen fanden die Reste der Kp. schließlich wieder Anschluss zum Bataillon. Am Abend und in der Nacht trafen beim Gegner weitere Verstärkungen ein. Es waren dies die letzten Vorbereitungen zum bevorstehenden Ausbruchskampf aus dem Sandomierzer Brückenkopf.

Die Gefechtsverläufe am 11./12 . Januar 1945 um den Opatowka-Abschnitt

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