„Der Heeresfeldpostmeister                                                                      H.Qu., den 13. März 1943
im Oberkommando des Heeres
Gen St d H / Gen Qu

I  –  1850
Bfb.Nr. 675/43 geh

An das
Oberkommando der Wehrmacht

Wpr II
Berlin                     W 35

Bezug:            Ferngespräch Feldpostdirektor
Dr. Seepaß / Leutnant Schröter

Betr.:   Buch über Stalingrad

  1. Die Feldpostversorgung der in der Festung Stalingrad eingeschlossenen 6.Armee wurde zugleich mit der Aufnahme der allgemeinen Versorgung durch die Luft von Ende November 1942 an mit Transportflugzeugen durchgeführt. Wegen des beschränkten Laderaums konnte durch die Flugzeuge nur die Nachrichtenpoet (Briete, Postkarten und Zeitungen) befördert werden. Bis gegen Weihnachten war die Feldpostversorgung der Festung recht gut. Die Brief-Feldpost wurde meist als Beiladung mit Versorgungs-Transportmaschinen in die Festung eingeflogen und dort von den in der Festung befindlichen Feldpostämtern an die Truppe ausgegeben. Abgehende Post wurde allen ausfliegenden Maschinen mitgegeben. Bis Ende Dezember wurden 73.173 kg Frontpost ein- und 15.215 kg Heimatpost ausgeflogen. Nachdem Morosowskaja geräumt und der Absprung für die Transportmaschinen weiter zurückverlegt werden musste, wurden die Beiladungsmöglichkeiten geringer. Nach dem Verlust des Festungsflugplatzes Pitomnik konnte die Post fast nur noch durch Abwurf der Festung zugeführt werden. Abgehende Post kam zuletzt nur noch in ganz geringen Mengen aus der Festung. Im Monat Januar (bis zum 26.1.) wurden so noch 15.900 kg Frontpost ein- und 7.140 kg ausgeflogen.Insgesamt wurden demnach der 6.Armee während der Belagerung der Festung 89.073 kg oder 6,7 Millionen Einzelsendungen Frontpost zugeführt und 32.355kg (2,9 Millionen Einzelsendungen) Heimatpost abbefördert. Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass wahrscheinlich ein sehr bedeutender Teil der Heimatpost, der von den ausfliegenden Maschinen aus der Festung herausgebracht wurde, nicht erfasst werden konnte, weil sie mit Anschlussflugzeugen für die Beförderung von Verwundeten zu weiter rückwärts liegenden Flughäfen gebracht wurde, wo sie nicht von der besonderen Ermittlung erfasst werden konnte.
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  2. Die Päckchenpost für die belagerte Armee wurde im rückwärtigen Gebiet zunächst gestapelt, aber soweit vorbereitet, dass sie sofort an die Truppe ausgegeben werden konnte, sobald nur die Möglichkeit dazu bestand. Da nur ein Teil der Weihnachtspost bis zum Beginn der Belagerung der Truppe hatte zugeführt werden können, handelte es sich dabei um sehr erhebliche Mengen von Feldpostpäckchen, schätzungsweise etwa 2 Millionen Stück.Nach dem Ausgang der Belagerung wurden diese Sendungen, zu deren Abtransport allein 3 – 4 Züge notwendig gewesen wären, auf Anordnung Verwundeten zugeführt, um den Verderb des Inhalts nach Möglichkeit zu verhindern.Dagegen wurden die Briefsendungen, die seit Januar mit den Flugzeugen nicht mehr in vollem Umfang hatten abgeflogen werden können und ferner die nach dem 26.1. noch aus der Heimat ankommen, den Sendungen sämtlich an die Absender mit dem Vermerk „Unzustellbar“ zurückgesandt.
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  3. Der Umfang der Post einer Armee beträgt im Allgemeinen täglich im Durchschnitt:

3 1/2 to Nachrichtenpost oder
300.000 Einzelsendungen und
3 Eisenbahngüterwagen Päckchenpost oder
30.000 Päckchen.

4. In der Festung Stalingrad waren insgesamt 20 Feldpostämter miteingeschlossen, deren Angehörige zunächst die Truppen versorgten, später aber mit dem Nachlassen des Eingangs von Feldpost inder Festung mit eingesetzt waren. 257 Feldpostbeamte haben dasSchicksal der 6.Armee geteilt.

Ziegler“


Quelle: 
Mikrofilmrolle T77-R1036, Seiten 74-75

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