Während des Zweiten Weltkrieges war das Referat IV der Wehrmacht-Auskunftstelle in Berlin für die Erfassung und Nachweisführung der Deutschen Kriegsverluste zuständig. Die WASt nahm als Dienststelle des Oberkommandos der Wehrmacht am 26. August 1939 ihre Tätigkeit auf. In Folge der zahlreichen Luftangriffe verlegte die Behörde 1943 von Berlin nach Saalfeld an der Saale und nach Meiningen. Im Januar 1946 wurde die Behörde in „Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ umbenannt. Im Januar 2019 wurde die Dienststelle in das Bundesarchiv, Abteilung PA überführt.
Bis kurz vor Kriegsende wurden über zwei Millionen Karteikarten mit persönlichen und militärischen Angaben angelegt. Eingetragen wurden sämtliche Verlustmeldungen der Truppe, der Lazarette und der Wehrmacht-Gräberoffiziere sowie des Internationalen Roten Kreuzes.
Enthalten sind Personalien sowie Geburtsort und Datum, Dienstgrad, der letzte Truppenteil, Nummer der Erkennungsmarke und Ersatztruppenteil. Darüber hinaus finden sich (nicht immer) Angaben über die Todesursache, die da so weitläufig sein können wie das Versterben durch Krankheit, Suizid oder aber Tod durch Feindeinwirkung. Meist findet man Informationen zur Todesart, an welcher der Soldat verstorben ist; z.B. durch Infanteriegeschoss, durch Mine oder Bomben- bzw. Granatsplitter. Abschließend finden sich Angaben zur Grablage.
Obgleich der Bestand bis Kriegsende geführt wurde, sind Eintragungen für das Kriegsjahr 1945 nur noch vereinzelt vorhanden.
Als Beispiel soll hier der Kriegssterbefall des Paul Walter Gütting aus Betzdorf vorgestellt werden. Welche Informationen ist in diesem Beispiel vorhanden?

Karteikarte des Walter Paul Gütting Quelle: BArch, B 563-2 KARTEI/G-B 004/1110
Paul Walter Gütting wurde am 16. Oktober 1918 in Betzdorf / Sieg geboren. Zum Zeitpunkt seines Todes gehörte er der 11. Batterie des Artillerieregiments 263 an. Er war Gefreiter, die Nummer der Erkennungsmarke lautet –98- 4.s.Ers.Abt. AR 179. Ersatztruppenteil war die Artillerie-Ersatz-Abteilung 263 in Nancy/Frankreich. Paul Walter Gütting ist durch Infanteriegeschoss am Kopf tödlich verwundet worden. Die damalige Grablage befand sich 900 Meter südostwärts des Bahnübergangs Wassilewa-Kimaschewa an der Eisenbahnlinie Jelnja-Smolensk. Der Verlust wurde durch die urschriftliche Verlustliste Nr. 20 mittgeteilt.
Die Datenlage teilt uns drei wichtige Sachinformationen mit.
- Truppenzugehörigkeit > Artillerieregiment 263
- Todesort und -datum > 26. August 1941
- Todesursache > gefallen durch Kopfschuss
Damit haben wir bereits eine erste Recherchegrundlade und können in Erfahrung bringen unter welchen Umständen der Gefreute Gütting im Sommer 1941 gefallen ist.
Das Artillerieregiment 263 gehörte der 263. Infanteriedivision an, die im Mai 1941 von Frankreich ins polnische Milanowek verlegt wurde. Die Division wurde dem IX. Armeekorps im Rahmen der 4. Armee zugeführt und nahm ab dem 22. Juni 1941 am Russlandfeldzug teil. Die Division überschritt während der Kesselschlacht von Bialistok und Minsk den Bug, stieß, wegen der Hitze meist Nachts marschierend, südlich Smolensk durch. Am 17. Juli wurde der Dnjepr-Übergang bei Schlkow unter Feindbeschuss erzwungen. Nachdem die Division am 27.- zu einem Entlastungsangriff zugunsten des „Infanterieregiment Großdeutschland“ westlich der Straße Smolenks – Roslawl eingesetzt wurde, kam es in den folgenden Tagen zu schweren Kampftagen, wobei besonders am 28./29. Juli heftig um Einbrüche des Gegners in die eigene HKL gekämpft wurde. Das rechts liegende Infanterieregiment der Division wurde über die Dauer von zwei Tagen schweren Angriffen in Stärker einer Schützendivision ausgesetzt. Ab dem 18. August lösten die Division gemeinsam mit der 137. ID Truppen des XXXXVI.AK ab, welches über den Sarash zum Angriff auf Klintzy angesetzt war, um dem Gegner den Rückzug nach Osten und Südosten zu versperren. In dieser Zeit stand die 263. ID im großen Frontbogen nördlich Jelna, wo die 4. und 9. Armee sich gegen schwere russische Gegenangriffen wehren mussten. Bei der 263. ID trat der Gegner seit dem 23. August östlich Smolensk zu konzentrierten Angriffen an und brach in die Stellungen der Division ein, um die während der nächsten Tage erbittert gekämpft werden sollte. Am 25./26. August stand die Division im Brennpunkt der Kämpfe und hatte fürchterlich hohe Ausfälle, am 25.08. verlor sie 200 Mann. Am nächsten Tag verlor die Division während der Verteidigung des Chimbarassos, der durch starke Infanteriekräfte mit Panzer- und Artilierieunterstützung heftig angegriffen wurde, weitere 150 Mann. Russische Kräfte konnten zwar in die HKL einbrechen und bis dicht vor die Feuerstellungen des Artillerieregimentes 263 durchstoßen, wurden jedoch im Gegenstoß aufgefangen. Bei diesen Kämpfen ist der Gefreite Paul Walter Gütting durch Kopfschuss gefallen.
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